Der Roman „Das Trio“ der jungen schwedischen Autorin Johanna Hedman besteht zu einem Großteil aus Dialogen und dem Nachspüren des Gesagten und des Nichtausgesprochenen. Selbstüberprüfung ist ein großer Bestandteil des glänzend geschriebenen Romans um die drei Freunde Thora, Hugo und August.
Die sich über mehrere Jahreszeiten entwickelnde Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven von Thora und Hugo erzählt, die sich beide um den künstlerisch tätigen August drehen. Da aus je einer
Perspektive erzählt wird, schreitet die zumeist in Stockholm angesiedelte Geschichte immer gut voran.
Hedman ist konkret beschreibend, was den Umgang der jungen Leute miteinander betrifft, wiewohl das Studentenleben ohne großartige, besondere Vorkommnisse auskommt. Die
Hauptaufmerksamkeit liegt zunehmend auf dem Ungesagten zwischen den dreien und der Dynamik, die die sehr unterschiedlichen Herkünfte und beruflichen Aussichten mit sich bringen.
Die über allem schwebende Frage lautet: Wenn ich mich im Umgang mit unterschiedlichen Menschen unterschiedlich fühle und wahrnehme, wer bin ich dann wirklich, was ist meine wahre Identität?
Das ist soghaft, faszinierend und die Formulierungen der Gedanken sind oft betörend schön.
„Manchmal war ich verblüfft, wie leicht es anderen zu fallen schien, aus ihren Lebensläufen einen dramatischen Bogen herauszuziehen wie ein langes Stützgeländer, das sich durch die Jahre schob
und alles, was ihnen widerfahren war, verständlich und sinnvoll erschienen ließ.“ (S. 263)
Wie seinerzeit A.F.Th. van der Heijden in "Die zahllose Zeit" - wer mich kennt, weiß, dass diese Einschätzung ein großes Lob beinhaltet.
Buchtitel: Das Trio
Autorin: Johanna Hedman
Verlag: Luchterhand
Preis: € 22,00
ISBN: 978-3-641-28624-8
Gelesen und empfohlen von: Elisabeth Evertz