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Stories

Wir suchen uns nicht aus, was uns gefällt. So jedenfalls erging es mir mit „Stories“ - den Kurzgeschichten aus der Feder von Joy Williams. Die 79-Jährige gilt in den USA schon seit Jahrzehnten als viel beachtete und sehr geschätzte Autorin – gar als „die strahlend düstere Großmeisterin der Kurzgeschichte“, wenn es nach Lauren Groff geht.

 

Warum ihr erst in diesem Jahr auch hierzulande Beachtung zuteil wurde, ist einigermaßen rätselhaft. Und „rätselhaft“ ist auch einer der Begriffe, der mir in Bezug auf Williams' „Stories“ in den Sinn kommt. Ihre irgendwie dunklen und dann auch wieder erhellenden Kurzgeschichten geben uns Rätsel auf nicht etwa, weil sie kompliziert konstruiert wären, sondern weil sie so präzise und unmittelbar beschreiben, wie rätselhaft Menschen sein können. In manchem finden wir uns wieder. Manches amüsiert uns. Und in jeder Geschichte kommen wir in Berührung mit Abgründen. Letztere schlachtet Williams nicht aus. Und schon gar nicht verurteil sie ihre Charaktere. Vielmehr baut sie eine Nähe auf, die uns – und wenn auch nur für einen kurzen Moment – sympathisieren lässt mit Menschen, die Dinge tun, die uns ansonsten befremden oder gar abstoßen.


Vielleicht ist das der Grund, warum ich „Stories“ so lesenswert fand: Sie haben etwas ehrlich Verbindendes. Dass sie großartig geschrieben (und übersetzt!) sind, erklärt sich vermutlich von selbst, aber ich sage es gerne dazu und erwähne abschließend, dass mich ebenso die Kreativität ihrer Details begeistert hat.


„Stories“ eignet sich für Lesende, die Freude an menschlichen Beobachtungen haben und ein bisschen neugierig auf die vermeintlich düsteren Seiten von Lebensgeschichten sind. Auch wer sich gerade keinen längeren Roman zutraut oder in größeren Intervallen liest, ist mit „Stories“ bestens versorgt.

 

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Buchtitel: Stories

Autorin: Joy Williams

Verlag: dtv

Preis: € 25,00

ISBN: 978-3-423-28321-2

Gelesen und empfohlen von: Anke Johannsen