Lügen über meine Mutter

Ursprünglich wollte die Autorin ihren neuen Roman „ZU“ nennen. Denn in dem autobiographisch motivierten Buch über die Mutter geht es um eine Frau, die in den 1980er Jahren immer als zu dick, zu arm, zu reich, zu klug, zu still oder zu schwach galt. Die Tragik der Geschichte findet sich in den Sichtweisen. Es ist der eigene Ehemann, der sich seiner Frau gegenüber so verhält, dass sie sich so fühlt und es ist die 8jährige Tochter, die versucht, die Dynamik zwischen ihren Eltern abzufedern. 

 

Daniela Dröscher widmet sich in dieser autofiktionalen Betrachtung liebevoll dem Erleben der Tochter Ela und analytisch dem unbewussten Verhalten der Eltern. Die erwachsene Tochter / Autorin stellt in kurzen Abschnitten Überlegungen an, was der Antrieb ihrer Eltern seiner Zeit im Hunsrück gewesen sein könnte. Was im Romantext über die gesellschaftlich um ihren Platz ringenden Eltern wunderbar erzählt wird, führt zu sehr klugen und erhellenden Einschätzungen in den kurzen Zwischenkapiteln. Diese Art der Verquickung von damals und heute, die Annie Ernaux in der französischen Literatur zur Kunstform gebracht hat, hat Dröscher nun auf ihre Weise in die deutsche Literatur gebracht. Großartig.

 

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Buchtitel: Lügen über meine Mutter

Autorin: Daniela Dröscher

Kiepenheuer & Witsch

Preis: € 24,00

ISBN: 978-3-462-00199-0

Gelesen und empfohlen von: Elisabeth Evertz