Die Autorin erzählt aus der Sicht der in Westberlin aufgewachsenen 30jährigen Tochter, die wenig Kenntnis über ihre Familie hat und noch weniger über vietnamesische Geschichte weiß.
2016 reist Khuê Pham mit den Eltern zur Verwandtschaft nach L.A., nach Little Saigon. Parallel zu den aktuellen Eindrücken über ihre Verwandtschaft erzählt sie die
Geschichte ihres Vaters, der 1968 zum Studium aus Saigon nach Deutschland kommt - in einer Zeit, in der in Berlin Student:innen mit dem kommunistischen Nordvietnam, Ho Chi
Min und den Kämpfern des Vietcong, die gegen den Süden und die imperialistischen Amerikaner kämpfen, sympathisieren. Der junge Student muss sich so erstmals mit den
Verhältnissen in seiner Heimat auseinandersetzen. Während er die Propaganda auf beiden Seiten im Vietnam erkennt, verliebt er sich in eine vietnamesische Studentin und
wechselt die Seiten.
Die traumatische Geschichte der zurückgebliebenen Familie und des Bruders Son (den sie in L.A. besuchen) wird von Pham ebenfalls eingeflochten. Der Fall des Südens an die Kommunisten, die Internierung des Vaters, die Umerziehung der Familie...
Einfühlsam und mit viel Witz für die Absurditäten der Gegenwart erzählt die deutsche Journalistin fesselnd, was das politische Geschehen für Familien bedeutet: Vom Willen
zum Wiedersehen und der anhaltenden Macht der politischen Grabenkämpfe, von den tiefen Wunden in den Seelen der liebenden Menschen über Generationen hinweg.
Buchtitel: Wo auch immer ihr seid
Autor: Khuê Pham
Verlag: btb
Preis: € 22,00
ISBN: 9783442758029
Gelesen und empfohlen von: Elisabeth Evertz