Die Hauptfigur Casey lernen wir als Vogelkundlerin in der Arktis kennen. Wir spüren schnell ihre Unabhängigkeit und ihre Leidenschaft für Küstenseeschwalben. Sie sucht ein Fischerboot, bei dem sie anheuern kann, um die von ihr mit Peilsendern ausgestatteten drei Vögel auf deren Flug zur Antarktis zu begleiten. Aus einem sehr beschaulichen, einsamen Setting wird so allmählich eine aufregende Geschichte auf hoher See. Wir erfahren einiges über das Schicksal dieser vom Aussterben bedrohten Zugvögel sowie anderer wilder Tiere. Je länger wir aber Casey und der Crew folgen, umso besser lernen wir auch das Wilde im Menschen und die Geschichten dahinter kennen. Es sind erinnerte Liebesgeschichten, tragische Kindheitserinnerungen und Verluste, die die Personen in diesem fesselnden Roman geprägt haben.
Mit zunehmender Dramatik der Handlung taucht man in die Geschichten der Bootsbesatzung ein, lernt die eigenbrötlerischen Menschen kennen und verstehen und wird immer ehrfürchtiger vor der Komplexität des Lebens. Eine großartig verflochtene Geschichte, die sich auf allen Ebenen mit dem Kampf ums Überleben auseinandersetzt, die immer wieder überrascht und voreilige Schlüsse beim Lesen ad absurdum führt. Ein einzigartiges, großartiges und unvergessliches Leseerlebnis.
Auch für alle Leser und Leserinnen von "Der Gesang der Flusskrebse" – denn genau diese Dichte und Vielseitigkeit findet sich hier.
Buchtitel: Zugvögel
AutorIn: Charlotte McConaghy
Verlag: S. Fischer
Preis: € 22,00
ISBN: 9783103974706
Gelesen und empfohlen von: Elisabeth Evertz