Ich und meine Mutter

Nicht mit einander aber auch nicht ohne einander
„Leidenschaftliche Bindungen“ heißt der Originaltitel wörtlich übersetzt. Das trifft den Ton der emotional aufgeladenen Autobiografie der amerikanischen Journalistin Vivian Gornick viel besser. Der Fokus liegt auf der speziellen Beziehung zur Mutter, die jahrzehntelang von energischem Ringen um Verständnis geprägt ist – von beiden Seiten. Nicht ohne Tragik und Komik lässt Gornick (Jg. 1935) die Frauengestalten ihrer Kindheit Revue passieren. Das große Mietshaus in der Bronx ist in den 1940er Jahren bevölkert von Ehefrauen, die täglich angespannt das Heimkommen ihrer berufstätigen Ehemänner erwarten. Eine Generation von Frauen, deren Identität nach dem Krieg an den Ehemann und die Kinder gebunden ist.
Die heranwachsende Vivian, deren Bruder keine Rolle spielt und deren Vater früh verstirbt, findet für sich kein Vorbild. Die Mutter bindet sie an sich, Bildung lässt sie davonstreben. Die Suche nach Liebe und Beziehungen führt zu neuen leidenschaftlichen Bindungen zu Männern, die wiederum ihre eigene Dynamik entfalten. Zeitlebens streiten Vivian Gornick und ihre Mutter auf langen Spaziergängen durch Manhattan über den Zustand ihrer Leben und Lieben.
Was für ein Glück, dass dieses Buch 32 Jahren nach seinem Erscheinen endlich übersetzt wurde. Es hat nichts von seiner Kraft und Faszination eingebüßt.

 

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Buchtitel: Ich und meine Mutter
AutorIn: Vivian Gornick
Verlag: Penguin Verlag
Preis: € 20,00
ISBN: 978-3-328-60030-5
Gelesen und empfohlen von: Elisabeth Evertz