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Das Verschwinden der Welt

Marta liebt das Alte, das Gebrauchte. Sie liebt, was Geschichten birgt. Doch sie weiß, dass Geschichten Geschichte sind: Geschehenes, das konserviert ist, das erinnert wird.

Marta versucht festzuhalten, was war. Nach einer Trennung zieht sie, im inneren Dialog mit ihrer verstorbenen Mutter, in ein baufälliges, altes Haus. Viele Etagenwohnungen stehen bereits leer, das Gebäude ist schon längst dem Verfall überlassen. Doch in drei Wohnungen brennt noch L(ebensl)icht: Da ist die alte Dichterin. Fast hundertjährig hat sie nahezu all ihre Jahre in diesem Haus gelebt. Da ist Herr Yi, der an der Seite seiner Frau auf die Rückkehr seines Sohnes wartet. Und da ist Lu, der seine Kindheit zu konservieren sucht. Sie alle - und auch das Haus - bergen Geschichten und Geschichte, sie alle rühren an Martas Herz. Doch wie kann eine Zukunft aussehen, wenn die Vergangenheit alles zu umhüllen vorgibt...?

"Das Verschwinden der Welt" ist ein wunderbarer, feinsinniger, sehr achtsamer Roman, der vom Vergehen erzählt, doch auch von Träumen, Sehnsüchten, Möglichkeiten. Ich selbst streife an der alten Küchenanrichte meiner verstorbenen Mutter vorbei, schaue in die Augen meiner Urgroßeltern auf dem Familienporträt an meiner Wand und verstehe, was in Marta vorgeht: Das Leben ist ein Vorübergehen, ein Festhalten im Betrachten UND eine Bewegung: eine Bewegung in die Zukunft.

 "Alles wird sich ändern, mein Kind, nichts bleibt", sagt Martas Mutter. Das ist wohl wahr. Und irgendwie verbirgt sich doch in allen Veränderungen stückhaft auch 'das Verschwinden einer Welt'...

 

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Buchtitel: Das Verschwinden der Welt
Autor: Lin Hierse
Verlag: Piper
Preis: 22,00 €
ISBN: 978-3-492-07278-6
Gelesen und empfohlen von: Patrick Lück